Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses war mir in meinen beruflichen Jahren stets ein wichtiges Anliegen. Eine wichtige Rolle spielte dabei das Nachwuchskolleg „Bildungsqualität“, das von der Universität Erfurt viele Jahre lang ideell und finanziell gefördert wurde.
Dazu muss man wissen, dass die Universität Erfurt bei ihrer Neugründung ohne die Erziehungswissenschaftliche Fakultät geplant war. Deshalb hatte unsere Fakultät auch im Max-Weber-Kolleg, der fakultätsübergreifenden Forschungseinrichtung der Universität, keinen Platz. Auf Betreiben von Prof. Dr. Detlev Leutner wurde deshalb das Zentrum für Lehr-/Lern- und Bildungsforschung (ZLB) gegründet, das vom Präsidium durch mehrere Mitarbeiterstellen gefördert wurde. Als Geschäftsführer fungierte Roland Brünken (inzwischen Prof. und Rektor der PH Heidelberg). Im hochkarätig besetzten Wissenschaftlichen Beirat befanden sich unter anderem Jürgen Baumert und Manfred Prenzel.
Nach dem Weggang von Detlev Leutner übernahm Prof. Dr. Helmut Niegemann die Leitung des Zentrums. Durch Zusatzmittel des Landes konnte eine Nachwuchsforschungsgruppe mit einer Juniorprofessur finanziert werden. Diese Stelle wurde mit Dr. Stefan Gerhard Huber besetzt. Den wissenschaftlichen Beirat leitete Prof. Dr. Hans Joachim Kornadt.
Nach der Umstellung der Lehrerbildung an der Universität Erfurt sollte das ZLB in die neu gegründete Erfurt School of Education übergehen, zu deren Gründungsdirektor 2006 Prof. Dr. Hans Merkens berufen wurde. Merkens begründete das „Promotionskolleg für Schul-, Unterrichts- und Bildungsforschung“ und bekam dafür vom Präsidium eine Reihe von Promotionsstipendien zugesagt.
Später bekannte sich die Universität zum Thema „Bildung“ als einem ihrer Forschungsschwerpunkte, reichte dafür aber kaum Mittel aus. Erst nach Einführung des „Erfurter Promotions- und Postdoktorandenprogramm“ (EPPP) ab 2008 wurde die Vergabe von Promotionsstipendien auf eine solide Basis gestellt.
Ab 2009 richteten wir die Forschungsgruppe „Bildungsqualität“ ein und bewarben uns um Promotions- und weitere Sachmittel. Die rasch angewachsene Gruppe präsentierte sich 2010 am Thüringer Bildungssymposium, das auch der damalige Staatssekretär Prof. Dr. Roland Merten besuchte.
Die Nachwuchsgruppe entfaltete viele Jahre – bis heute – eine rege Tätigkeit. Ein besonderes Highlight war eine vom BMBF geföderte Summer School 2016, zu der wir Promovierende aus ganz Deutschland eingeladen hatten.
Die Summer und Winter Schools wurde durch regelmäßige Veranstaltungen während des Semesters ergänzt, in denen Promovierende ihre Vorhaben vorstellten und diskutieren ließen.
Mit Beginn des Projekts QUALITEACH im Rahmen der Qualitätsoffensive Lehrerbildung übernahm Jun.-Prof. Dr. Bernadette Gold die Leitung des Kollegs. Die COVID-Zeit überstanden wir relativ gut. Nach dem Weggang von Bernadette Gold übernahm – nach einer Interimszeit unter Gerd Mannhaupt – Prof. Dr. Inga Glogger-Frey die Leitung und führt das Nachwuchskolleg engagiert fort.
Ein besonderes Anliegen des Kollegs war die wissenschaftliche Qualifizierung von Lehramtsabsolvierenden. Dies ist immer wieder erfolgreich gelungen. Der gestiegene Lehrerbedarf allerorten macht es jedoch jungen Menschen derzeit schwer, die lockende Berufsperspektive und die Angebote auf Einstellung und Verbeamtung durch eine mehrjährige Promotionsphase hinauszuschieben.