In den letzten Jahren beschäftigten mich vor allem folgende Forschungsfragen:
Wie kann man Verhaltensbeurteilungen methodisch so gestalten, dass die erfolgten Einschätzungen möglichst zuverlässig sind? – Diese Frage ist immer dort virulent, wo Persönlichkeits-, Kompetenz- und Leistungsmessungen mit offenen Aufgaben erfasst werden. Die Ermittlung von Scores erfordert nämlich in der Regel Einschätzungen durch beurteilende Personen – und dieser Prozess lässt sich weniger leicht standardisieren bzw. optimieren als ich früher noch dachte.
Seit langem ist bekannt, dass Persönlichkeitsmerkmale, die über Selbstauskünfte, also per Fragebogen erhoben werden, nur schwach mit Verhaltensbeobachtungen oder -beurteilungen derselben Merkmale übereinstimmen. Diese problematische Konstruktvalidität von Persönlichkeitsmessungen macht vor allem der in der Eignungsdiagnostik weit verbreiteten Assessment Center-Methodik zu schaffen. Ist es möglich, Verhaltensaufgaben geschickt so zu gestalten, dass die Abweichungen zwischen verhaltensnahen Messungen und Selbsteinschätzungen verringert werden können?
In der Lehrerbildung wird neben der Vermittlung von Wissen und Kompetenzen die Persönlichkeitsbildung hochgehalten. Wenn man jedoch versucht, in Seminaren und Vorlesungen zur Persönlichkeitsbildung der Studierenden beizutragen, braucht man eine Methodik, um diese Veränderungen zu erfassen. Denn was man nicht messen kann, kann man nicht steuern. Ich habe versucht, Aufgaben und Auswertungsrichtlinien zu entwickeln, mit denen die Wirkung von Lehrveranstaltungen auf die Persönlichkeit erfasst werden kann. Diese Aufgaben sollten so gestaltet sein, dass sie als akademische Leistungsmessung und nicht als Ausforschung der Persönlichkeit gestaltet sind. Nur bei leistungsorientierter Gestaltung und objektiver Auswertung wird verhindert, dass die Studierenden dem Dozenten „nach dem Mund reden“, um gute Noten zu erhalten.